Tag 8: Bryce Canyon – Page
- Tobi
- 15. Sept. 2018
- 7 Min. Lesezeit
Um 4:00 Uhr bin ich wach. Die Luft im Auto ist sehr stickig, so dass ich erst einmal hinaus gehe und ich mich bewege und frische Luft hole. Danach geht es noch einmal ins Auto, wo ich noch knapp zwei Stunden schlafe.
Jule hat gefroren und empfand es als kalt, aber ich versuche das schön zu reden, indem ich argumentiere, dass die Getränke schön kalt bleiben.
Wir gehen auf dem Campingplatz duschen, zum Glück kann man hier so lange duschen wie man will und sind danach neue Menschen - die jetzt unbedingt loswollen.
Kurz vor 7:00 Uhr sind wir startklar, aber Halt - mein Handy hat sich nicht automatisch gestellt und dabei es ist eigentlich 8:00 Uhr. Doch ganz schön spät.
So hat immerhin das Visitor Center auf.
Wie fahren zum Einlass. Der ist schön leer, gleich dahinter ist das Center und wir holen unsere Stempel.
Clever wie wir sein wollen, fahren wir bis zum Ende des Parks, umso den Touris, die sich von vorne nach hinten arbeiten zu entkommen. Diese Idee haben zum Glück nicht viele.
Leider kommen wir nur zur Meile 12 von 18. Wegen Feuers ist das letzte Drittel gesperrt. Schade. Gerade da habe ich mich drauf gefreut.
Unser erster View Point ist die Natural Bridge. Heute wirken die Farben ganz anders, da die Sonne woanders ist, als gestern Abend und das Rot ist sehr intensiv. Am Abhang ist alles weiß/gelblich. Was für ein Kontrast.
Ein großer, roter Felsen sieht wirklich wie eine Brücke aus, durch die man ins ewig Weite gucken kann. Links und rechts sind wieder Kleckertürmchen in ihrem Rot und hinter dem Loch von der Brücke ist alles grün durch den Wald.
Rechts sehen wir viele Rauchwolken und es riecht leicht nach Lagerfeuer. Es brennt also wirklich.
Die nächsten Points sind alle durchweg eine Augenweide. Es wird einfach nicht langweilig, sich den gleichen Canyon immer aus einer anderen Sicht anzugucken. Es wirkt jedes Mal anders.
Leider ist es durch die Sperrung nicht gut verlaufen. Die Shuttlebusse haben jetzt sechs Haltestellen weniger. So ist ab um halb zehn, fast jeder Aussichtspunkt sehr voll.
Gerade wenn ein Bus kommt, kann man nur das Weite suchen Und selten kommt nur einer.
Zum Glück waren wir so früh hier, sodass wir nur noch zwei Anlaufpunkte offen haben. Aus weiter Entfernung sehen wir, wie extrem voll das Amphitheater ist und sind sehr froh, dass wir gestern Abend dort waren.
Am Inspiration View, laufen wir erst einmal eine halbe Stunde den steilen Weg (gefühlt 40% Steigung) hoch und kommen durchgeschwitzt an. Die Sonne und die Temperatur meint es wieder gut mit uns (28 Grad mittlerweile).
Oben angekommen, schnapsen wir nicht wegen des Weges nach Luft – oder doch? - sondern wegen des Panoramas. Unsere Finger tun langsam durch das ganze Geknipse der Fotos weh.
Ich setzte mich auf einem Stein, wo ich finde, dass man von dort die beste Aussicht und sehr viel Ruhe hat.
So sitze ich da, gucke ins Nichts und träume vor mich hin. Hier will ich nicht mehr weg. Ich bekomme Gänsehaut und bin sprachlos. Nur Jule und sonst keiner ist bei mir. Die Welt steht gerade in dem Moment.
Eine Ruhe, in der man nur ganz leicht den Wind abbekommt. Ein perfekter Augenblick, der mir hoffentlich ewig in Erinnerung bleibt.
Nach gefühlten Stunden oder Tagen, stehe ich dann leider doch irgendwann auf und gucke sehnsüchtig auf meinen Stein und wer sitzt auf einmal drauf? Genau - Jule.
Sie scheint auch in einer anderen Welt zu sein und ist nicht ansprechbar. Ich kann sie mehr als verstehen, mache paar Fotos und stelle mich daneben und genieße mit ihr.
Dann werden wir von einer Horde Touris unsanft aus der Realität gerissen und wandern weiter.
Die nächsten zwei Punkte sind auch der Wahnsinn, aber nicht mit diesem Moment zu vergleichen.
Was wir alles in dieser ersten Woche gesehen haben ist unglaublich, aber der Bryce Canyon ist bisher mein Favorit und ich kann verstehen, dass viele sagen, dies sei der schönste Park.
Da das Feuer höchstwahrscheinlich nicht bis morgen aufhören wird, es in der Nacht zu kalt ist und alle anderen Sehenswürdigkeiten zu weit weg sind, entscheiden wir uns heute schon nach Page zu fahren, damit wir mehr Zeit dort haben.
Knapp über zwei Stunden fahren wir nach Page, schön nah an den Felsen und Klippen entlang, die alle paar Meilen eine andere Farbe haben.
Auf der Hälfte der Strecke sehen wir ein Schild, mit der Aufschrift „Coral Pink Sand Dunes State Park“.
Ein kleiner Stopp kann nicht schaden und es hört sich auch sehr interessant an.
12 Meilen führt die Strecke uns durch riesige Sandhügel und viele kleinen Seen, wo überall Kühe einkaufen.
Mitten auf der Straße steht auch eine schwarze Kuh und guckt uns genervt an, wir stören sie anscheinend, bei was auch immer.
Am State Park angekommen, müssen wir 8$ bezahlen und fahren dann zum einzigen Parkplatz. Dieser ist zum Glück fast leer.
Die Aussicht ist schon super. Sanddünen mitten im Wald. Hat auch etwas. Der Sand schimmert leider nicht Pink, dafür sehr kräftig Orange. Viele Buggys fahren die Hügel entlang, so dass das Laufen nicht ganz ungefährlich ist – wollen wir bei 36 Grad aber auch nicht.
Nach 15 Minuten fahren wir dann weiter. 8$ ist es unserer Meinung nicht werde. Nicht einmal einen Stempel oder eine Info-Karte hat man bekommen.
Zurück steht unsere Kuh von vorhin mit in einem kleinen See, der wirklich leicht Pink aussieht. Lustig anzusehen. Eine schwarze Kuh, in einem pinken Wasser und dazwischen nur oranger Sand,
Kurz vor Page, sind wir auf einmal im Glen Canyon Nationalpark. Das kam überraschend, aber so fahren wir gleich zum Lone Rock hinein. Über einen Sandweg erreichen wir einen Strand, wo im Wasser dahinter einfach ein Felsen steht.
Sehr viele Leute nutzen den Strand zum campen, deshalb sieht man sehr viele Wohnmobile, wo einer größer ist als das andere - und viele Zelte.
Jetzt suchen wir aber erst einmal eine Unterkunft. Da wir ja ein Tag früher hier sind und es der einzige Ort ist, wo ich nicht gebucht habe (als ob ich das vorher schon wusste) geben wir erst einmal im Navi Bed & Breakfast ein. Vorhin habe ich schon bei Booking nach Unterkünften geguckt und die kosteten aber alle weit über 300$ für die zwei Nächte.
Mehr als 200$ wollen wir aber nicht ausgeben und falls wir nichts finden, übernachten wir wieder auf einem Campground. Hier ist es ja nicht so kalt. Abends 22 Grad.
Beim ersten B&B sind leider alle Zimmer belegt, aber der Host ruft ein anderes in der Ecke an, das noch zwei Zimmer frei hat.
Wir fahren dahin und werden gleich sehr nett begrüßt. Der Inhaber fängt gleich an, uns ein Ohr abzukauen. Ich will aber erst einmal den Preis erfahren. 150$ die Nacht, also 300$ für zwei. Ist mir zu teuer.
Ich entschuldige mich und als wir gehen wollen, sagt er auf einmal 120$ die Nacht. Immer noch zu viel. Als ich sagte, dass wir dann zu einem Campground gehen, willigt er auf 100$ ein. Na geht doch.
Danach fängt er weiter an mit uns zu reden und wir haben das Gefühl er will nicht aufhören. Er hat sechs Kinder (4 Jungs, 2 Mädchen und 15 Enkel und zwei Urenkel). Er hat auch 3 riesen Ordner mit allen Gästen, die je bei Ihm waren. Die zeigt er uns natürlich.
Ein paar Tipps was wir hier besuchen können gibt er uns auch noch und meint, der Grand Canyon ist nicht so weit. Ich meinte, den besuchen wir in ein paar Tagen. Das hat er aber anscheinend nach 5 Minuten wieder vergessen und sagt uns das gleiche noch einmal.
In einem Moment wo er kurz einmal Luft holen muss, nutzen wir die Chance und holen unsere Koffer und gehen in unser Zimmer. Wir haben schließlich keine Zeit.
Kurz frisch gemacht, packen wir meinen Rucksack und los geht es zum Horseshoe Bend. Dort wollen wir den Sonnenuntergang bewundern. Er ist nur 6 Minuten von unserer Unterkunft entfernt. Der Parkplatz ist sehr voll. Aber da alle Ankommenden gleich die hinteren Parkplätze anfahren, bin ich clever und fahre bis zur Treppe vor. Und siehe da, es sind zwei super Plätze frei.
Jetzt heißt es, wieder laufen - bei 34 Grad.
Der erste Weg geht sehr steil, auf einem weichen Sandweg nach oben. Wir erkennen schon viele Menschen und denken wir haben es geschafft. Nein. Es geht noch einmal 500 Meter nach unten zur richtigen Aussichtsplattform.
Da tummeln sich ohne Ende Menschen und versuchen den besten Platz zu bekommen.
Ich gucke intensiv wo die Leute mit den Stativen stehen und genau da sind nicht so viele Leute.
Für uns als der optimale Platz und wir sollen Recht behalten. Die Aussicht ist genial.
Aus dem Nichts steht in der Mitte einer Schlucht noch ein Berg. Umgeben von einem kleinen Fluss (Colorado), der sehr veralgt ist und dadurch sehr grün wirkt.
Es gibt hier nur eine ganz kurze Absperrung, aber da wo sich die meisten Leute befinden gibt es keine. Fast alle laufen und stehen direkt am Abhang. Hier muss man schon sehr schwindelfrei sein. Gefühlt geht es über 200 Meter hinunter.
Wir sitzen in sicherer Entfernung auf den Steinen und können trotz allem super Bilder machen.
In der Zeit spielen (besonders die Japaner) viele Menschen an den Klippen herum um eine super Bild zu machen. Man kann sich das gar nicht mit angucken. Eine falsche Bewegung oder ein kleiner Rempler und schon fällt man darunter. Wir denken, heute fällt einer, so lebensmüde wie die alle sind.
Hinter uns steht ein Pärchen, das sich auf Deutsch darüber unterhält. Besonders sie kann es gar nicht fassen, wie krank einige doch sind. So kommen wir mit den beiden ins Gespräch.
Der Sonnenuntergang ist sehr schön. Er geht direkt unter dem Berg im Wasser unter.
Ein schöner Abschluss eines schönen Tages.
Mit den beiden Deutschen laufen wir zurück und unterhalten uns noch über unsere Routen. Sie staunen über unsere nicht schlecht. Sie fahren die ganze Zeit mit einem 9 Meter langen Wohnmobil von Park zu Park.
Wir geben ihnen noch unseren Lageplan von Page, da sie nicht wissen, wo sie übernachten können und dann verabschieden wir uns.
Im Walmart, der direkt auf dem Weg liegt, holen wir noch Essen und Trinken und entspannen dann in unserem Zimmer.
Nach dem Duschen machen wir einen Film an und schlafen dabei ein.
Ein super Tag und morgen haben wir noch mehr Zeit als geplant für Page
Gefahrene Kilometer: 367
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