Tag 8 - Icefield Parkway
- Tobi
- 24. Mai 2023
- 7 Min. Lesezeit
Icefield Parkway oder wie wir später sagen werden „WOW-Parkway“. Ich kann mittlerweile verstehen, warum alle so davon schwärmen und Heidi und Holger den zwei Mal gefahren sind.
Vom Regen werden wir 5 Uhr wach und können danach nicht mehr wirklich einschlafen, aber aus dem Bett wollen wir auch nicht mehr, weil es so kalt geworden ist.
Es ist das erste Mal, dass wir wirklich frieren. Also den Generator anmachen und den Camper durchheizen.
Es hört nicht auf zu regnen und wir sind ein bisschen traurig, dass es genau an diesem Tag so ein Mist Wetter ist.
Was sollen wir machen? Wir fahren ohne Frühstück sehr früh los und gucken was das Wetter in 30 Kilometern macht.
Nach 5 Minuten erreichen wir den Icefield Parkway. Es regnet noch wie verrückt.
Das bisschen was wir sehen können, lässt einen erahnen wie schön es ist.
Nach 10 Kilometern hört es schlagartig auf und vereinzelte Sonnenstrahlen kämpfen sich den Weg durch die Wolken.
Der erste Aussichtspunkt ist der Bow Lake. Man kann ihn direkt vom Parkplatz bewundern. Er ist noch komplett zugefroren und es liegt Schnee darauf.
Ein anderes Wohnmobil steht noch hier, es sind Deutsche aus Kiel. Sie sind auch schon eine Woche hier und haben noch keine Bären gesehen. Wir hatten aber auch Glück.


Kurz hinter dem Bow Lake befindet sich der Peyto Lake.
Um den Parkplatz herum ist alles zugeschneit und es fängt auch an zu schneien. Es ist richtig kalt und wir ziehen uns dick an und laufen zum Upper Viewpoint.
Der Weg geht erst einmal nur hinauf und ist mit zertrampeltem Schnee bedeckt. Es ist richtig rutschig und man muss höllisch aufpassen. Diesmal ist bergauf vom Vorteil. Die Menschen die uns entgegen kommen rutschen in einer Tour weg.
Der Wald ringsum ist auch völlig zugeschneit und es herrscht so eine tolle frische Luft, dass es hier richtig Spaß macht.
Einmal bin ich ausgerutscht und lag auf meinem Popo. Jule bekommt sich nicht mehr ein vor Lachen.
Nach 20 Minuten sind wir am höchsten Punkt des Icefield Parkways. Von der Aussichtsplattform hat man ein geniales Panorama und kann einen kleinen nicht zugefroren Teil des Peyto Lakes sehen. Dieser lässt erahnen wir wunderschön er sein muss.
Auf dem Weg nach unten rutschen wir nicht einmal aus und schlittern uns gekonnt und sicher zu unserem Gefährt.
Es schneit immer mehr zu und wir wärmen uns erst einmal kurz auf.
Nach 15 Minuten weiterer Fahrt ist von Schnee nichts mehr zu sehen. Links und rechts ist alles grün und wir haben eine tolle Aussicht auf die wundervollen Berge. Jetzt sehen wir endlich die wahre Schönheit dieser Strecke und werden bis zum Schluss nicht mehr aufhören zu Schwärmen und immer wieder WOW zu sagen.
Es ist zwar noch stark bewölkt, doch wird die Sonne immer intensiver. Verrücktes Wetter.
Der Weg zum Mistaya Lake ist leider gesperrt und so fahren wir weiter bis zum Waterfowl Lake.
Schon wieder ein WOW Moment.
Er ist nur ein Viertel zugefroren und in dem grünen Wasser spiegeln sich die Berge und Wolken. Durch die Spiegelung sieht es so aus, als ob er fast ganz zugefroren ist. Genial.
Als eine Busladung Japaner ankommt, entschließen wir uns hier zu frühstücken und die tolle Aussicht aus dem Fenster zu genießen.
Die Japaner wuseln durch den ganzen Parkplatz und sind einfach nur positiv verrückt.
Ich bereite uns Spiegeleier zu und mache daraus vier Sandwichs. Mit dem tollen See im Hintergrund schmeckt es gleich viel besser.
Die anderen Menschen die hier herumlaufen geben uns neidische Blicke. Kann ich verstehen, so ging es mir auch immer vorher. Das ist wirklich so toll. Einfach stehen zu bleiben und nicht eingezwängt zu essen. Herrlich.
Wir fahren immer weiter und halten fast an jeder Abzweigung und erfreuen uns an zwei Erdmännchen, die wie verrückt mit einander spielen. Es ist so putzig dies sich anzugucken.



Auf einmal erreichen wir das Columbia Icefield. Was jetzt schon?
Rechts ist das Visitor Center, es ist gerammelt voll. Es gibt aber zum Glück extra RV Parkplätze. Hier kann man Touren zum Gletscher buchen, aber nur mit der Kombi Skywalk und das für billige 99$.
Wir wollen kein Skywalk und nehmen links den Parkplatz und laufen zum Icefield. Es ist einfach majestätisch.
Der Weg ist gut zu laufen und immer wieder sieht man große Eisschollen.
Am Camper angekommen, machen wir heute eine längere Pause und nutzen das super Internet.
Wir haben noch zwei Tagespunkte vor uns. Es sind – wie soll es anders sein – Wasserfälle.
Der Erste, Sunwapta Falls, ist sehr schön. Der Weg dorthin beträgt gerade einmal 100 Meter. Durch eine Mittelinsel spaltet sich der Bach und führt dann wieder zusammen um dann herunter zu fallen. Genial anzusehen. Wenn man schon hier ist, sollte man den kurzen Weg laufen und ihn sich auch kurz angucken. Mehr ist es aber auch nicht.



Die Athabasca Falls sind dann schon um einiges beeindruckender. Die Fälle an sich sind nicht der wahre Grund, warum es so toll hier ist, sondern die Canyons. Durch einen super Weg vom Parkplatz läuft man an den Wasserfällen vorbei und immer weiter Richtung der Canyons. Man hat eine super Sicht auf alles. Für uns ein ganz klares Muss.
Wir fahren freudegetrunken weiter und eigentlich habe ich noch ein Ziel heute. Es stand aber in Klammern. Jule weiß noch nichts davon, aber da wir so ein Glück mit dem Wetter und noch ausreichend Zeit haben, beschließe ich, dass wir das „Valley of the five Lakes“ besuchen werden.
Von diesem Ort haben uns Heidi und Holger schon vorgeschwärmt und so sind voll motiviert diesen Wanderweg heute noch zu meistern.
Schnell wird der Rucksack gepackt und auf geht es.
Der erste Kilometer geht natürlich fast nur bergauf, ist aber machbar und nicht so anstrengend wie gedacht.
Danach kommt eine Abzweigung. Man kann nach links laufen und sich dann vom See 1 bis See 5 hocharbeiten oder man nimmt den Weg gerade aus. Der ist dann von See 5 bis See 1 andersrum halt.
Holger empfahl uns den Weg andersrum zu laufen (ich hoffe nicht, dass es die Rache von Petra ist).
Der Weg zum See 5 wird als hart eingestuft und ist 800 Meter lang.
Es geht immer hoch und runter und ist wirklich anstrengend, aber nur für die Leute, die nicht den verfluchten Dog Lake hochgewandert sind.
Für uns also ein reiner Spaziergang.
Nach 40 Minuten erreichen wir den ersten See (in dem Fall den fünften).
Wieder nur WOW. Die eine Hälfte schimmert komplett grün, die Bäume spiegeln sich schön und die andere Hälfte ist weiß, weil sich dort die Wolken spiegeln. Genial.
Wir sind komplett allein hier und ich kann die Drohne starten lassen. Aus 60 Metern sieht er noch besser aus und wir schmulen schon auf die nächsten zwei Seen.
Es sind tolle Videos und Fotos.
Der vierte See ist gleich nebenan, er ist komplett grün und alles spiegelt sich.


Zwischen dem vierten und dritten See stehen die Red Chairs. Die nehmen wir natürlich mit.
Man hat eine kleine Aussicht auf den dritten See und ich fand die davor besser.



Nach unserer Fotopause mit den Stühlen laufen wir nun weiter und sehen auf einmal die ganze Pracht des dritten Sees. Man ist der geil, er wird mein absoluter Favorit bleiben.
Sehr langgezogen ist er und erst am Ufer sehr hell und richtig klar. Man sieht wie er immer tiefer wird und durch die ganzen Spiegelungen wirkt er einfach nicht echt. Ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr raus und will nicht mehr weg.
Doch wir haben ja noch zwei vor uns und der zweite See, lässt auch nicht lange auf sich warten. Im Verhältnis zu den anderen drei ist er am unspektakulärsten. Er ist klein, flach und schimmert gelb. Trotzdem sehr schön.



Nun kommen wir zum letzten (oder ersten) See. Der ist gewaltig und groß. Er schimmert im schönsten blau. Leider wirkt es auf den Fotos nicht so. Deswegen starten wir hier noch einmal die Drohne, wir jagen sie 90 Meter hoch und sind fasziniert von diesem See. Von soweit oben wirkt er gigantisch und traumhaft schön. Auch hier werden die Fotos und Videos wieder genial.



Der Rückweg geht ziemlich schnell und immer, wenn es bergrunter geht, rennen wir und haben Spaß (woher haben wir eigentlich noch diese Energie?).
Nach zwei Stunden sind wir wieder am Wohnmobil und völlig aufgekratzt durch das Gesehene.
Ein perfekter Abschluss von dieser tollen Route.
Leider geht dieser Tag auch langsam zu ende und wir entschließen uns, im Whistler Camp Ground niederzulassen.
Es ist der Einzige der offen ist in der Umgebung.
Nach der Anmeldung und 50$ ärmer, decken wir uns mit dem zur Verfügung gestellten Feuerholz ein und fahren zu unserem Stellplatz 51A.
Strategisch liegt er perfekt. Gerade einmal 20 Meter zu den Toiletten und Duschen.
Ich schließe den Strom an und bereite das Feuer vor. Jule ist drin beschäftigt mit allen Geräten zum Laden anschließen.
Wir haben keinen Wind und angenehme Temperaturen und das Feuer macht den Rest. Perfekte Zeit den Grill anzuschmeißen.
Heute gibt es Souvlaki Kebabs. Sie schmecken super und wir können sie aus der Hand essen.
Bei Kaltgetränken genießen wir die Zeit am Feuer und gehen unsere erste Woche hier noch einmal durch und sind einfach nur froh, wie toll alles doch geklappt hat und was wir schon gesehen haben.
Ein paar Plätze hinter uns, startet einer seine Drohne. Sie ist laut und schnell. Alle 5 Minuten muss er sie landen um den Akku zu wechseln. Kinderdrohne.
Das lasse ich mir aber nicht zwei Mal sagen und starte meine auch noch. Durch den massigen Platz den wir hier haben, machen wir wieder viele Videos und Fotos und haben damit mächtig Spaß.
Wir erkennen die neidischen Blicke vom anderen Drohnenbesitzer.
Bis kurz vor 23 Uhr sitzen wir am Feuer und Jule meckert mich ab und zu mal an, weil ich Holz in die Glut schmeiße. Wie groß soll denn das Feuer noch werden?

Danach geht es duschen und ins Bett. Die Duschen sind super und im Preis inbegriffen. Sie haben einen sehr guten Druck und heißes Wasser. Alle 20 Sekunden geht das Wasser aus und man muss neu draufdrücken. Es bleibt aber warm, sodass es nicht schlimm ist.
Durch einen Waldbrand auf unserer geplanten Route für die nächsten zwei Tage, müssen wir ein bisschen umplanen und nehmen einen anderen Weg. Ist zum Glück nicht weiter so dramatisch und wir können morgen noch zwei absolute Top Sachen sehen.
Gefahren Meile/Kilometer: 156/251
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